Gestern hat mir bei einem kleinen Spaziergang durch Tiggiano/Salento von Weitem eine Italienerin zugerufen, ob Sunny ein Labrador sei. Sunny war mit Maulkorb unterwegs, weil er – während ich ein Foto für meinen Blog gemacht habe – wieder einen älteren Herrn, der aus einem weißen Fiat Panda ausgestiegen ist, angebellt und angeknurrt hat. Die Frau erzählt mir, dass ihre Labrador-Dame mit 7 Jahren vor drei Monaten wegen eines bösartigen Tumors eingeschläfert werden musste. Sie zeigt mir Fotos von der Hündin, die Sunny tatsächlich zum Verwechseln ähnlichsieht. Es war rührend, wie sie Sunny herzte und auf den Kopf küsste. Dafür wurde sie lauthals von einer älteren Dame auf der anderen Straßenseite zurechtgewiesen. Sunny wusste nicht, wie ihm geschah, ließ die Liebkosungen geduldig über sich ergehen, dachte sich aber vielleicht im Geheimen: Ah, die Frau befreit mich jetzt von dem blöden Gesichtskäfig.
Hab’s gefressen
In den abendlichen Zoom-Meetings mit meinem Mann (wenn im Agriturismo das Internet funktioniert) diskutierten wir den Vorfall mit der Krabbe (siehe Blog 4), der zum Glück glimpflich ausgegangen ist. Mit Grasfressen und einmaligem Erbrechen der unverdaulichen Krabben-Scheren war alles erledigt. Sonst keine beobachtbaren Nebenwirkungen. Nachdem sich Sunny am nächsten Tag aber auch noch eine gestrandete Qualle bzw. einen kleinen Tintenfisch einverleibt hat, war es klar, dass man mit ihm am Strand nicht mehr ohne Maulkorb gehen kann. Leider liegt auch – trotz öffentlich aufgestellter Mülltrenn-Stationen – relativ viel Müll am Weg- oder Straßenrand, der für ihn ein gefundenes Fressen darstellt.
Lieber ohne Maulkorbpflicht
Beim Buchen der Agriturismi steht – je weiter man in den Süden kommt – häufig dabei, dass für Hunde in der Anlage Leinenpflicht und in öffentlichen Bereichen Maulkorbpflicht besteht. Da buche ich dann lieber von vorneherein nicht.
Was gilt?
• In Italien gilt eine allgemeine Leinen- und Maulkorbpflicht. Die Leine darf dabei maximal 1,5 Meter lang sein. Den Maulkorb sollte man zumindest „zum Vorzeigen“ mitführen, auch wenn er nicht überall angelegt werden muss.
maulkorbpflicht als maulkorbdabeihabepflicht ist ja schon fast österreichisch als lösung.
offenbar klaffen in beiden ländern gesetzliche regelungen und die praktische realität bisweilen deutlich auseinander. italien ist streng, aber nicht so sehr in wirklichkeit. so wie wir?
Maulkorbpflicht – in einem Bus verstehe ich diese Maßnahme, aber nicht im Freien, wenn der Hund noch dazu beaufsichtigt wird ( außer er geht am Strand auf Quallensuche :-))
Über manche Regeln kann man trefflich streiten – nicht jedoch darüber, dass der Mensch alles für sich vereinnahmt ….
Maulkorbpflicht wird bei uns im öffentlichen Bereich auch diskutiert. Wenn die Leute wüssten, wie schnell sich ein Hund seines Maulkorbs entledigen kann ;-). Aber sicher gibt es auch Hunde, die schnell zubeißen, wenn ihnen jemand zu nahe kommt. Da würde ich als Halter*in aus eigenem Interesse zum MK greifen.
italien hat also in wirklichkeit eine maulkorbdabeihabepflicht. das ist schon sehr österreichisch: streng, aber in wirklichkeit hoib so wüd.
vielleicht geht west-ost eine kühlheits- oder charme- oder kommunikationsformensgrenze durch europa? und wir sind schon im süden. da gibts auch ein nettes beispiel zu unterschieden zwischen deutschen und österreichischen konversationsmaximen bei jakob ebner.