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Strandfunde in der Nähe von Sassetta

Im letzten Beitrag (In der Toskana – mit Sunny) habe ich dir ja erzählt, dass Sunny am Strand etwas ausgegraben und schnell hinuntergeschluckt hat. Solche Strandfunde sind unerfreulich. Da kann das Meer noch so schön sein. Ich war anfänglich besorgt und habe natürlich gleich meinen Mann informiert. Soll ich mit ihm sofort zum Tierarzt. Was meinst du? Irgendwie habe ich kein so gutes Gefühl, es könnte im schlimmsten Fall ein … gewesen sein.

Sauerkraut und Blattspinat

Vor Ort in Sassetta beschloss ich, nicht gleich in Panik zu verfallen, ruhig zu bleiben und genau zu beobachten, ob der in Sekundenschnelle gefressene „Strandfund“ sich in irgendeiner Form negativ bemerkbar macht. Nach intensiven Recherchen auf halbwegs seriösen Tierarzt-Seiten im Internet fuhr ich sicherheitshalber zum nächsten Supermarkt, um dort Sauerkraut zu kaufen. Das sollte ein möglichst schnelles Wiederausscheiden des Strandfundes herbeiführen. Leider ist es in Italien nicht so einfach, Sauerkraut zu bekommen. Ich durchforstete den ganzen Laden. Erfolglos, weshalb ich mich alternativ für vorgekochten, frischen Blattspinat entschied. Sunny war begeistert von der kulinarischen Abwechslung auf seinem Speiseplan.

Er hatte den Vorfall am Strand, der ihm zwar die nächsten Tage Maulkorb einbrachte, längst vergessen. Ihm ging es blendend. Er genoss die Zeit. Die fremden Gerüche. Die Ausflüge. Die Restaurants, in denen immer wieder mal was Passendes für ihn abfiel. Wir chillten durch die Tage und machten uns schließlich wieder auf die Heimreise.

Endlich daheim

Wiedersehensfreude mit wildem Wedeln, ausgelassenem Toben und Kampfkuscheln mit meinem Mann. Alles wie immer und nach dem Urlaub natürlich in meinem Schreibatelier-Büro viel zu tun. Es wartete ein Großauftrag, der schnell abgearbeitet werden musste, und kleinere To-do’s bei meinen laufenden Kund:innen. Aufgeladen mit der Energie der Toskana stürzte ich mich in die Arbeit.

Tage des Erbrechens

Dienstag, am späteren Nachmittag, sehe ich, wie sich Sunny auf seinem Hundebett übergibt. Und er sollte nicht mehr damit aufhören. Es ging die ganze Nacht hindurch so weiter. Ich musste dringend zu unserem Tierarzt. Dort wurden meine schlimmsten Befürchtungen wahr. Wir legten ihn auf den Röntgentisch und da sahen wir auch schon den ca. 3 cm großen Angelhaken, der sich in der Magenwand festgehängt hatte. Ohne Operation keine Chance. Vielleicht geht es endoskopisch. Er müsste es sich überlegen und die Röntgenbilder noch genauer analysieren. Wir vereinbarten den OP-Termin auf mittags. Die Mischung aus Selbstvorwürfen: Hätte ich es verhindern können, dass er den Fischköder frisst, Sorgen und Angst, dass Sunny die Operation nicht überstehen könnte, brachten mich fast zum Verzweifeln.

Schock und Schmerzen

Als ich zu Mittag, nachdem er die Narkose bekommen hatte, wieder ins Auto stieg, fühlte ich mich wie ferngesteuert. Ich versuchte, trotz allem positiv zu bleiben und mir vorzustellen, dass alles gut ausgeht. Sunny ist stark. Er packt das – der dumme Bua … was frisst er auch immer alles, was er findet?

Hartnäckiger Strandfund

Eine Stunde später ruft mich der Tierarzt an. Hoffentlich keine Komplikationen, schießt es mir durch den Kopf. – Zum Glück. Er hat es gut überstanden. Was mir der Tierarzt sonst noch von der schwierigen Operation berichtet, kann ich kaum aufnehmen. Sunny ist beim Aufwachen. Um halb fünf dürfen wir ihn abholen. Das sind die wesentlichen Infos.

Als wir ihn abholen, ist Sunny nicht wiederzuerkennen. Er trägt einen türkisblauen Body. Sein Blick geht leer an uns vorbei. Man sieht ihm die Strapazen der Operation und die Schmerzen an. Wir bringen ihn heim. Tragen ihn vorsichtig die Treppen hinauf. Wieder muss Sauerkraut her, denn ein Stück Draht, das an dem Haken gehängt ist, muss noch durch den Darm. Erst dann dürfen wir aufatmen.

Happy End?

Es hat schließlich planmäßig funktioniert. Das Sauerkraut und ein toller Tierarzt haben ganze Arbeit geleistet. Aber es wird dauern, bis ihn das Hundeleben und mich die Strände in der Toskana wieder freuen.

Von ha_23