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Bolgheri Olivenöl und Wein

Fährt man Richtung Castagneto Carducci zweigt, kurz bevor man den Hügel hinauffährt, eine Straße nach Bolgheri ab. Entlang dieser Straße befinden sich die Weingärten und „Tenutas“ der sogenannten „Supertoskaner“ wie Ornellaia, Sassiciaia, Tiganello Solaia, Ca’Marcanda (Gaja) oder Masseto.

„Weine mit dem Signum „Bolgheri“ auf dem Label zählen zu den gesuchtesten Weinen der Welt im Rang der 1er Crus aus Bordeaux oder der besten Bourgogne Grand Crus. Kaum eine Region auf der Welt, mit Ausnahme vielleicht von Pomerol, kann heute auf so einem engen Raum so viele große Namen vorweisen. Begonnen hat alles in der kleinen, verschlafenen Ortschaft Bolgheri, die später der exklusiven Region ihren Namen verlieh.“ (Falstaff Magazin)

Bolgheri - Enoteca San Guido
Bolgheri – Enoteca San Guido

Irgendwo dazwischen

Liegt Giancarlo, der Sohn eines Olivenbauern, im Schatten, schaut seinen Oliven beim Wachsen zu und träumt vor sich hin. Er ist einfach. Verwurzelt mit seiner Azienda. Und er hat Ideen, die er zielstrebig umsetzt. Seit einigen Jahren betreibt er auf dem gepflegten Gelände eine noble Osteria „Caccia al piano“. Jedes Mal, wenn ich in der Gegend bin, besuche ich ihn, um mich mit dem Geschmack der Toskana, seinem Olivenöl, für daheim einzudecken. Vor sieben Jahren haben wir uns das letzte Mal gesehen. Als er für uns – wegen unserer Hochzeitsreise – extra einen romantischen Tisch im Olivenhain aufgestellt hat. Damals schwärmte er von seiner neuesten Idee: einem Schwimmbad mit einem beleuchteten Olivenbaum.

„Un albero di ulivo illuminato“

Den habe ich bei meinem Besuch noch nicht gesehen. Er hingegen gleicht mittlerweile einem etwas in die Jahre gekommenen Olivenbaum und erinnert mich an einen Cowboy: Abgetragene Jeans. Mit einer Zigarette, die er nie ganz fertig raucht. Er trägt eine Schürze, weil in der Osteria wegen des Feiertags (1. Mai) Hochbetrieb herrscht. Sempre lavorare. Ich hab mich vorsichtshalber per SMS vorab angekündigt. Er weiß Bescheid. Herzliche Umarmung. Come stai! Wir gehen gemeinsam hinüber zum Nebengebäude. Dort, wo sein Öl ist, wohnt und lebt er. Vor Jahren hat er sich nach seiner Scheidung in dem Gebäude häuslich eingerichtet. Mit einem Hochbett. Über dem Tresen zum Verkosten und Verpacken des Öls, dem Edelstahltank, den Flaschen, Schachteln und Etiketten. Ein Sessel. Auf Kleiderstangen: Hemden, Pullover, Jeans. Er hat immer noch sein altes Nokia-Klapphandy.

Olivenöl & alte Zeiten in Bolgheri

Während wir uns unterhalten, im Schnelldurchlauf die wichtigsten Dinge der letzten sieben Jahre anreißen und Erinnerungen an „alte Zeiten“ auffrischen, erzählt er mir von seiner neuesten Idee: Einen kleinen Agriturismo in der Nähe von Bolgheri zu eröffnen, um – wie er meint – „im Spiel zu bleiben“. Grund und Gebäude hat er schon. Ein bisschen renovieren, malen etc. Wenn ich das nächste Mal komme, soll ich mich unbedingt vorher melden. Vielleicht sei dann schon alles fertig. Ich liebe seinen Drive und seine bodenständige Herzlichkeit. Sicher. Ci vediamo presto!

 

Von ha_23

4 Gedanken zu „Blog 20: Bolgheris Oliven-Cowboy“
  1. Wie romantisch – ein gutes Essen unter Olivenbäumen – und wie schön, einen punto fisso in dieser Gegend zu haben!♥️😄

  2. er „gleicht […] einem etwas in die Jahre gekommenen Olivenbaum und erinnert [dich] an einen Cowboy“. Ein Cowboy mit Jeans, einer Zigarette, in einer Schürze.
    Ich glaube, den gibts nur einmal und das muss in Italien sein

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